Grundlagen für wertorientiertes Handeln

Die Basis für den Umgang miteinander wird in einer Gesellschaft neben den Gesetzen vor allem durch Werte festgelegt. Diese geben uns Orientierung in unserem Handeln.

Grundlagen für wertorientiertes Handeln

Der Ursprung des Wortes Wert liegt im Althochdeutschen Wort werd, das den (Kauf)Preis eines Gegenstandes meint. Als sich Jacob und Wilhelm Grimm im 19. Jahrhundert bei der Erstellung des Deutschen Wörterbuchs mit dem Wort wert befassen, wird das Wort bereits weitaus differenzierter verwendet. Wert hat die Bedeutung „…das ‚wert-sein‘ eines materiellen oder immateriellen (wert-)objekts für einen einzelnen (ein wertendes subjekt) oder eine gemeinschaft“ (http://www.woerterbuchnetz.de). „wert-sein“ kann darüber hinaus auch heißen „angesehen, geschätzt, bedeutung und geltung (wert) habend sein“ (http://www.woerterbuchnetz.de). Damals wie auch heute kann sich das Wort Wert auf etwas Materielles genauso wie Immaterielles beziehen. Es erscheint in vielen Wortverbindungen wie wertvoll, wertschätzen, Zahlenwert oder Geldwert. Es gibt also einen Unterschied in der Bedeutung des Begriffs, abhängig von den angesetzten Kriterien, die objektiv oder auch individuell sein können. Wie aber setzen sich diese Kriterien zusammen und woraus bestehen sie?

Die Basis für den Umgang miteinander wird in einer Gesellschaft neben den Gesetzen vor allem durch Werte festgelegt. Diese geben uns Orientierung in unserem Handeln. Dabei haben nicht nur gesellschaftliche Grundwerte, sondern auch individuelle Wertvorstellungen Einfluss auf das eigene Wertesystem. Das individuelle Wertesystem eines Menschen wird durch seine Sozialisation, also durch familiäre Vorbilder, die Erziehung, Freund*innen, Schule oder gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst (Vopel/Tegeler 2016: 17). Das eigene Wertesystem zu entwickeln, ist sehr anspruchsvoll und ein lebenslanger Prozess, dessen Grundstein im Kindes- und Jugendalter gelegt wird (Bertelsmann Stiftung 2017: 8). Jeder Gegenstand und auch jeder Bereich im Leben, wie Familie, Freund*innen oder Beruf, haben für einen Menschen einen individuellen Wert, welcher jedoch für jede*n Einzelne*n einen unterschiedlich hohen Stellenwert hat. Dasselbe gilt für politische Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz oder Freiheit und auch moralische Werte wie Vertrauen oder Ehrlichkeit. Über den Stellenwert, also die eigene Wertehierarchie, werden sich Menschen bewusst, wenn sie diese Bewertungsprozesse reflektieren.

Nach Wilfried Schubarth (2016: 20) sind Werte „Dinge, Ideen und Vorstellungen, die Menschen oder Gruppen von Menschen für bedeutend und erstrebenswert halten. Als Maßstäbe für soziales Handeln geben sie dem Einzelnen wie der Gesellschaft Halt und Orientierung. Unterschiedliche Wertesysteme und wachsender Wertepluralismus stellen für das demokratische Zusammenleben eine große Herausforderung dar“. Schubarth verweist in seiner Definition auf die Vielfalt von Werten, die jedoch alle eine positive Bedeutung für den einzelnen Menschen haben und ihn somit in seinem Handeln antreiben und Orientierung geben. Gleichzeitig verweist er darauf, dass Wertesysteme unterschiedlich sind und dieser Wertepluralismus durchaus herausfordernd für ein gesamtgesellschaftliches Wertefundament sein kann.

Somit lässt sich der Begriff Wert nach Stein (2013: 12f.) klar von den häufig synonym verwendeten Begriffen Tugend, Charakter, Norm, Moral und Ethik abgrenzen:

  • Tugenden sind Verhaltensweisen, die als vorbildlich gelten, wie zum Beispiel Pünktlichkeit.

  • Unter dem Charakter versteht man, inwiefern es einem Menschen gelingt, sich gemäß seinen eigenen Werten und den daraus folgenden Handlungsanforderungen zu verhalten.

  • Normen sind die aus den oftmals abstrakten Werten konkret abgeleiteten Handlungsanforderungen.

  • Moral umfasst alle Werte und Normen, denen sich Menschen verpflichtet fühlen.

  • Ethik beschreibt das Nachdenken und Reflektieren über Werte.

Handelt ein Mensch also seinen Werten entsprechend, spricht man von wertorientiertem Handeln (Vopel/Tegler 2016: 19).