Werte - Medien - Schule

Die Basis für den Umgang miteinander wird in einer Gesellschaft neben den Gesetzen vor allem durch Werte festgelegt. Diese geben uns Orientierung in unserem Handeln.

Werte - Medien - Schule

Für den einzelnen Menschen ist zunächst die Entwicklung eines eigenen Wertesystems wichtig, da es ihm Orientierung gibt, die Identität prägt und das eigene Handeln leitet. Für eine Gesellschaft ist es wichtig, die Rahmung für einen wertvollen Umgang miteinander aufrechtzuerhalten und somit bestehende Grundwerte an nachfolgende Generationen weiterzugeben (vgl. Vopel/Tegeler 2016: 11). Da sich das eigene Wertesystem aus individuellen Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Grundwerten zusammensetzt, ist Wertebildung auf individueller und auch gesellschaftlicher Ebene essenziell. Nach Schubarth betont Wertebildung im Prozess der Wertesozialisation die aktive Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt und deren vielfältigen und widersprüchlichen Werteangeboten (vgl. Schubarth 2010: 28). Wertebildung impliziert somit auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und den Werten, die in ihr gelten oder miteinander konkurrieren (vgl. Gebel et al. 2015: 22). Zudem ist das Herausbilden von Werten und Werthaltung stark geprägt von Sozialisation und Erziehung.

Werte können sich außerdem im Laufe der Zeit wandeln durch beispielsweise gesellschaftliche und biografische Einflüsse. Daher ist bei einer Auseinandersetzung mit Werten und Werthaltungen darauf zu achten, dass diese in Bezug auf die Gültigkeit von Werten stattfinden. Dabei können jedoch Werte, die vom Einzelnen sowie von der Gesellschaft anerkannt sind eine rahmende Funktion einnehmen, mit der sich die Gesellschaft jedoch immer wieder neu auseinandersetzen muss (vgl. Bertelsmann Stiftung 2017: 10).

Ein Ziel von Wertebildung ist Wertekompetenz. Vopel und Tegeler (2016: 25) definieren Wertebildung wie folgt: „Wertebildung ist ein Prozess, in dem Menschen im Laufe ihrer Persönlichkeitsentwicklung Werte bzw. Werthaltungen entwickeln und Wertekompetenz erwerben. Dieser Prozess vollzieht sich in der Auseinandersetzung des Individuums mit seiner sozialen Umwelt, vor allem durch das Erleben und Reflektieren von Werten“. Weinert (2001) versteht unter Wertekompetenz unterschiedliche Fähigkeiten, um mit Wertefragen reflektiert und lösungsorienteiert umzugehen und dementsprechend wertorientiert zu urteilen und zu handeln. Es braucht also soziale, kognitive und emotionale Kompetenzen, um eine Grundlage für den Erwerb von Wertekompetenz zu schaffen (Mandl et al. 2014: 18).

Im familiären Kontext wie auch im Schulkontext prägen Digitalisierungsprozesse die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten und Chancen für Kommunikation, Teilhabe, Kreativität, Lernen, Selbstdarstellung, Organisation und vieles mehr. Die digitalen Innovationen und neuen Technologien gehen mit hoch kommerzialisierten Prozessen einher. Es erfordert eine Auseinandersetzung mit einer solchen Umgebung aber genauso die Konfrontation mit problematischen Phänomenen des sozialen Miteinanders wie beispielsweise Online-Mobbing, Sexting oder auch antidemokratischen Inhalten und Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die JIM-Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass zwei Drittel der befragten Jugendlichen in dem Monat vor der Befragung angaben, mit Hassbotschaften im Netz konfrontiert worden zu sein (vgl. Mpfs 2019: 51). Etwa die Hälfte kam ihrer Einschätzung nach bereits mit extremen politischen Ansichten (57 %), mit Fake News (53 %) oder/und mit beleidigenden Kommentaren (47 %) in Berührung. Diese Zahlen zeigen, dass die Konfrontation mit problematischen Inhalten für die meisten Jugendlichen Realität ist und ein souveräner Umgang damit durchaus herausfordernd ist.

Für das Zusammenleben in der Schule wie auch der Gesellschaft ist Wertebildung im Rahmen einer konstruktiven Gestaltung ein wichtiges Fundament. Über welche Werteorientierung Schüler*innen bei der Nutzung von Social-Media-Angeboten verfügen, ist dabei besonders in Augenschein zu nehmen. Im Fokus steht dabei vor allem, wie sie ihr Zusammenleben in einer von digitalen Medien durchdrungenen Welt gestalten wollen, in der die Grenzen zwischen online und offline verschwimmen.

Werteerziehung ist seit dem LehrplanPLUS an allen Schularten in Bayern ein fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel. Durch die Verankerung von Werteerziehung in den einzelnen Fachprofilen der verschiedenen Fächer, ist sie fest im Unterrichtsalltag verankert. „Die Auseinandersetzung mit [Werten] trägt zur Entwicklung einer ganzheitlich gebildeten und alltagskompetenten Persönlichkeit bei“ (lehrplanplus.bayern.de). In der pädagogischen Arbeit ist dabei wichtig an den Wertethemen anzusetzen, die für Schüler*innen lebensweltrelevant sind. Speck gibt dazu den Hinweis, dass pädagogische Angebote für Jugendliche notwendig sind und beschreibt Bedingungen, unter denen Wertebildung gelingen kann. Dazu zählen für ihn (vgl. Gebel et al. 2015: 22):

  • ein wertesensibles, lernförderliches und fehlerfreundliches Umfeld

  • das Erleben und Erfahren von Werten in Konfliktsituationen und im Alltag

  • Vorbilder, die als authentisch, reflektiert und von Jugendlichen akzeptiert sind

  • eine individuelle Auseinandersetzung mit und Aneignung von Werten

  • Erfahrungsräume, in denen Kinder und Jugendliche Werte erleben, erproben und sie sich aneignen können

Diese pädagogischen Angebote und Erfahrungsräume können im Schulkontext durch entsprechende Projekte und die pädagogische Arbeit im Unterricht geschaffen werden.